Interview mit einem Vertrauenslehrer


 

Ich habe am Montag, den 30.05.05, unseren Vertrauenslehrer Herrn W. einmal nach seinen Tätigkeiten befragt und ein paar interessante Sachen herausgefunden.

 

Hannah: „Hallo Herr W.! Danke dass sie sich die Zeit für dieses kleine Interview für Rainbowkids nehmen“

Herr W.: „Das ist doch kein Problem! Ich kannte „Rainbowkids“ bis jetzt noch nicht, aber werde mir die Seite sicher mal angucken.“

 

Hannah: „Das wäre super! Nun aber zu ein paar Fragen: Wie lange sind sie schon Vertrauenslehrer an dieser Schule?“

Herr W.: „Das bin ich schon seit genau 2 Jahren. Damals hat die SMV nach zwei neuen Vertrauenslehrern gesucht und ich habe mich dann daraufhin gemeldet.“

 

Hannah: „Wieso wollten sie denn Vertrauenslehrer werden?“

Herr W.: „Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Schulzeit. Damals hatten meine Eltern sehr wenig Geld und wir mussten viel sparen. In der 7. Klasse durfte ich mir dann zum ersten Mal Essen in der Kantine kaufen und hatte mein eigenes Geld dabei. Da war ich echt stolz! Und dann kamen zwei Jungs in der großen Pause auf mich zu und haben mir das Geld abgenommen. Ich habe mich total schlecht gefühlt. Nicht nur, weil ich dann kein Essen bekommen würde, sondern auch deswegen, weil wir ja sowieso kaum Geld hatten! Eine sehr gute Lehrerin von mir hat gemerkt, wie niedergeschlagen ich war und hat mich danach gefragt. Ich habe ihr das anvertraut. Sie hat mit den Jungs geredet, die mir daraufhin das Geld zurück gegeben und sich entschuldigt haben. Ich war ihr total dankbar! Seit dem habe ich mir eigentlich geschworen, selbst einmal Vertrauenslehrer zu werden.“

 

Hannah: „Das klingt ja hart... und wie erleben sie das an dieser Schule? Ist auch schon mal jemand zu Ihnen gekommen, der eine ähnliche Geschichte erlebt hat?“

Herr W.: „Also an dieser Schule ist mir das noch nicht vorgekommen, bzw. niemand ist zu mir gekommen (lacht). Dies ist hier etwas friedlicher. Aber ich habe auch schon andere Geschichten gehört. Die meisten, das denkt man gar nicht, sind Mädchen die zu mir kommen. Die Jungs kommen eher zu unserer Vertrauenslehrerin. Aber ich habe mich ja damals auch einer Lehrerin anvertraut.“

 

Hannah: „Was meinen sie woran das liegt?“

Herr W.: „Ich weiß es auch nicht genau... Vielleicht liegt es daran, dass Jungs daran gewöhnt sind, dass ihre Mütter sich um so etwas kümmern und immer auf ihre Söhne aufpassen und Mädchen denken, dass die Männer da mehr die Kontrolle über andere Jungs haben. Aber so wirklich wissen tue ich das nicht (grinst).“

 

Hannah: „Was war die lustigste Geschichte, weshalb jemand zu Ihnen gekommen ist?“

Herr W.: „Mmh Hannah.. mal überlegen. Also was wirklich lustiges ist mir noch nie passiert. Die Leute kommen ja auch zu mir, um Probleme zu lösen. Ob es sich nun um familiäre oder schulische Sachen handelt. Aber es ist auch schon passiert, dass zwei Schwestern unabhängig voneinander zu mir gekommen sind und erzählt haben, was für Probleme sie miteinander haben. Das fand ich auch schon amüsant (grinst.).“

 

Hannah: „Und haben sie ihr Problem gelöst?“

Herr W.: „Ja so halbwegs. Ich habe die beiden noch mal zu mir gerufen, so dass beide gleichzeitig da waren. Sie konnten sich so aussprechen. Aber natürlich liegen solche Probleme auch im Alter. Aber etwas geholfen hat es sicher. Darüber sprechen ist wirklich das Wichtigste!“

 

Hannah: „Wie viele Schüler oder Schülerinnen kommen so ca. zu Ihnen?“

Herr W.: „Das ist total unterschiedlich, Hannah. Ich denke so ca. eine Person in drei Wochen.

 

Hannah: „Und wie vielen von denen können Sie wirklich helfen?“

Herr W.: „Na ja, zum Teil bekomme ich das gar nicht mit, ob ich denen geholfen habe. Manche kommen noch mal auf mich zu und bedanken sich, weil es ihnen viel besser geht. Aber ich denke, den meisten ist damit wirklich geholfen, darüber zu sprechen und sich jemanden anzuvertrauen. Nehmt die Hilfe wirklich an, das ist auch nicht peinlich!“

 

Hannah: „Ich danke Ihnen sehr für dieses Interview! Und noch viel Erfolg!“

Herr W.: „Keine Ursache! Und auch euch viel Erfolg noch bei Rainbowkids“

Hannah: „Danke“

 

Tübingen, im Mai 2005

 

Das Interview führte Hannah (14 Jahre)

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