Was ist Piercing?

Piercing:

Piercing heißt auf Deutsch ganz einfach durchstechen. Es wird also ein Loch durch einen Körperteil gemacht. Wir benützen dazu eine sterile Einwegkanüle. Das Ziel ist ein Schmuckstück in dieses Loch einzufügen. Im Prinzip kann ein Piercing an jeder Körperstelle angebracht werden. Hier nur einige als Beispiel: Augenbrauen, Nase, Ohr, Brustwarzen, Bauchnabel.

Sonntagszeitung 5.9.99:

Löchergeneration

Was Anfang der Neunzigerjahre aus der Punk- und Sadomaso-Szene auftauchte, wurde die Plage des Jahrzehnts: Piercing. Das Durchlöchern der Haut schien vielen Jugendlichen die einzig verbliebene Möglichkeit, ihre Eltern am Frühstückstisch zu ärgern und in der Schule als avantgardistisch zu gelten.

Beruhigenderweise hat sich die Welle der wahllosen Piercerei in Schaum aufgelöst. Zurück bleibt eine weich gespülte Jugend, deren Trendsetter sich wieder «ohne» zeigen. Zwar haben wir nun eine perforierte Generation. Aber man sieht im Gegensatz zu den Tattoos - die sind ein weiterer Libertinageversuch - die winzigen Löcher wenigstens nicht. Bloss ein Überbleibsel der Unart ist geblieben und verunziert immer noch wesentlich mehr Leute, als für das durchschnittliche ästhetische Empfinden tragbar ist, und das sind die Piercings in den Nasenflügeln. Künstliche Brillis und Silberringe wurden zum ärgerlichen Pièce de résistence einer einst boomenden und mittlerweile nur noch lächerlich erscheinenden Körperdurchlöcherei. Wie mutierte Mini-Munis schlurfen Trägerinnen und Träger von Nasenflügelringen - bei den ganz dreisten sind es Nasenscheidewandringe - die einschlägigen Flaniermeilen ab, die Nasen keineswegs im Wind des Trends, sondern viel eher von etwas entstellt, was man von weitem für einen übersehenen Popel halten könnte.

Weshalb hier ein für alle Mal und unmissverständlich darauf hingewiesen sein soll: Es sieht doof aus, ist unhygienisch und überhaupt nicht attraktiv. Deshalb raus damit. Auf ein Revival kann man garantiert lange warten. Zum Glück.

Autor: HG Hildebrand

 

12.4.98 Sonntagszeitung:

Giftiges Piercing

Piercing heisst die weitverbreitete Mode, sich allerlei Metall durch den Körper zu bohren. Das kann ins Auge gehen. Wie das Institut für wissenschaftliche Kontaktoptik in Ulm herausfand, ist besonders bei gepiercten Gesichtern die Gefahr groß, dass es zu Augenschäden kommt. In der Tränenflüssigkeit von Patienten fanden sich giftiges Kobalt und Nickel. Die Metalle lagern sich wahrscheinlich auch in den Augen ab und verursachen dort Sehschäden. Der Rat der Experten: Zumindest Menschen mit chronischen Augenleiden sollten die Metallverzierung meiden.

http://www.baselland.ch/docs/vsd/labor/aktuell/main_info.htm


Kantonales Laboratorium warnt vor Piercing mit nickelhaltigen Epithelisierungsstäben

Piercing, das Durchstechen von Ohrläppchen oder anderen Körperstellen, ist eine ausgesprochene Modeerscheinung geworden, und Piercing-Studios schießen heute fast wie Pilze aus dem Boden. Piercing ist jedoch nicht harmlos. Wird es nicht fachmännisch durchgeführt, kann daraus eine lebenslange Nickelallergie entstehen. Verursacht wird diese Nickelallergie durch die so genannten Epithelisierungsstäbe; diese Stäbe werden nach dem Piercing in der Wunde belassen, bis sie verheilt ist.

Eine in den letzten Wochen durchgeführte Marktkontrolle des Kantonalen Laboratoriums Basel-Landschaft hat ergeben, dass sehr viele Epithelisierungsstäbe zuviel Nickel enthalten und damit eine Nickelallergie auslösen können. Selbst Chirugenstahl enthält so viel Nickel, dass er beim Piercing eine Allergie hervorrufen kann. Unbedenklich ist hingegen die Verwendung des nickelhaltigen Chirugenstahls in der Orthopädie.

Die vom Kantonalen Laboratorium untersuchten Stäbe, die zuviel Nickel enthielten, wurden vom Markt genommen. Es ist jedoch anzunehmen, dass weitere nickelhaltige Stäbe auf dem Markt sind. Das Kantonale Laboratorium empfiehlt deshalb, auf Piercing zu verzichten oder sich zumindest zu vergewissern, dass die verwendeten Epithelisierungsstäbe garantiert nickelfrei sind. Im Zweifelsfall sollten die Epithelisierungsstäbe untersucht werden.

Nickel ist das häufigste Kontaktallergen in den Industrieländern. In der Schweiz sind schätzungsweise 18 Prozent der Frauen und 4 Prozent der Männer auf Nickel allergisch. Allergische Personen entwickeln an der Kontaktstelle zu einem nickelhaltigen Gegenstand zuerst ein akutes Ekzem mit Juckreiz, Rötung, Knötchen und Bläschen. Wenn zusätzlich die Haut dicker wird und sich mit Schuppen und Rissen überzieht, liegt ein chronisches Ekzem vor. Die Schwellenkonzentration nimmt dabei immer mehr ab. Bei hoher Empfindlichkeit treten auch an entfernten Hautstellen wie in Armbeugen und im Gesicht Ekzeme auf, in schweren Fällen kann die ganze Hautfläche betroffen sein. Eine Nickelallergie ist nicht angeboren. Wird sie jedoch einmal erworben, bleibt sie lebenslang bestehen.

Neben nickelhaltigen Epithelisierungsstäben können auch Schmuck, Metallknöpfe, Reißverschlüsse etc. Nickelallergien auslösen. Nickel befindet sich im übrigen nicht nur in billigem Modeschmuck; auch Weißgold und Silber können bis zu 15 Prozent Nickel enthalten.

Liestal, 2. Dezember 1998

Volkswirtschafts- und Sanitätsdirektion, Informationsdienst

Nora S. (Schweiz - 12 Jahre)
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