Sophokles: Antigone

 

Ausgangssituation: Die Brüder Eteokles und Polyneikes sind gefallen. König Kreon lässt Eteokles bestatten und verfügt, das Polyneikes Leichnam den Tierenzum Fraß dienen soll.

 

 

                                   Antigone                                           Kreon

 

Idee/Ziel: Sie will Polyneikes bestatten;                                    Er will seine Autorität etablieren

                weil es Willen der Götter ist                         demonstrieren,darum verbietet er

                und Brauch / Tradition                                             Polyneikes Bestattung (Todesstrafe)

 

Person:    Sie denkt weniger an sich,                                        Er stellt eigene Interessen in den

                sieht die Ehre ihres Bruders. Sie                              Vordergrund; stellt sein handeln so

                nennt ihre Tat „frommes Freveln“                             dar, als sei es das Beste für das

                d.h. sie nimmt Gesetzesbruch in                               Vaterland und sein Volk. Jeder zu-

                Kauf                                                                       widerhandelnde wird von ihm als

                                                                                              Feind / Verräter angesehen

 

Motive:   Sie sieht sich selbst als eine,                          Indem er sein Gesetz als richtig

                die ein „Leben voller Unheil“                                   erklärt, stellt er sich gegen die

                (v.463) führt, daher nimmt sie                                  Götter, sogar über die Götter.

                den Tod in Kauf, sieht ihn als                                  

                Gewinn.                                                                  Machtanspruch

                Sie achtet sein Gesetz nicht,                                    

                weil es nicht dem Willen der                        „Menschenstolz“ (V.458)

                Götter entspricht, sondern                                                         G

                menschliches Gesetz ist. Sein                                   Hybris (Überheblichkeit)

                Gesetz scheint ihr geringer                          

                (V.450-455)                                                          

 

 

Welche Rollen besitzt der Chor?

 

 

Fremdwörter:

Protagonist : Hauptfigur

Deutagonist :Zweitspieler, Gegenspieler

(Antagonist)

Agon = Kampf

Einteilung in Szenen = Episoden

Einzugslied = Parados

Ausgangslied = Exodus

„erregendes Moment“ = Steigerung der Spannung

Stichomythie = „Schlagabtausch“

Standlied = Stasimon

Peripetie = Wendepunkt der Handlung

 

Handlungsablauf „Antigone“

 

  1. Antigone plant Polyneikes trotz Verbot zu bestatten

Ankündigung des Konflikts

  1. Kreon erfährt, dass Polyneikes bestattet wurde.

Konflikt tritt ein

            Standlied

  1. Antigone wird ertappt, als sie die Bestattung wiederholt und vom Wächter vor Kreon geführt

Konfliktparteien treffen aufeinander

(Steigerung der Spannung „erregendes Moment“)

  1. Kreon lässt auch Ismene vorführen, auch sie soll sterben; Antigone lehnt Ismenes Tod ab, weil sie unbeteiligt war.

Konflikt scheint unlösbar: göttliches Recht <=> menschliches Recht

            Standlied

  1. Haimon (Antigones Verlobter) versucht seinen Vater Kreon umzustimmen: ohne Erfolg

Konflikt verhärtet sich, Kreon scheint Oberhand zu haben

            Standlied I                   Standlied II

  1. Teiresias, der Seher, kündigt Kreon Unheil für die Familie an, falls er seine Meinung nicht ändert; Kreon will nicht auf ihn hören

Erste Veränderung wird angedeutet

  1. Chor als Ältestenrat macht Kreon klar, dass er falsch gehandelt.

Wende: Kreon will nachgeben und den Konflikt beenden

            Standlied

  1. Ein Bote berichtet, dass Kreon beim Felsen ankam, als sich Antigone schon erhängt hatte. Haimon ersticht sich vor den Augen des Vaters selbst.

Konflikt: Eigentlich beendet, weil eine Konfliktpartei tot ist

  1. Kreon erscheint mit Haimons Leiche, Eurydike tötet sich

 

 

Dialog Haimon – Kreon :

 

  

 

Antigone : Tod ist Erfüllung ihres Schicksals/Lebensziels, denn sie glaubt, er war ihr vorbestimmt.

Ihr Lebensziel war es, Polyneikes zu bestatten und dafür zu sterben; damit den Willen der Götter zu erfüllen

 

Wie stellt sie selbst ihre Situation dar?

 

Antigone scheint nicht sehr glücklich mit ihrer Situation zu sein, weil sie sterben wird, bevor sie Haimon geheiratet hat und das bedeutet, dass sie nicht die Erfüllung des Lebens findet. „Und kein Hymenaios ward, kein Brautgesang mir gesungen, Acherons Braut soll ich werden“ (Z.813ff.)

Zudem glaubt sie, dass sie keiner vermissen wird und hat das Gefühl, dass sie zu nichts bzw. niemandem gehört: „Ich unselige hause nicht lebendig bei den Menschen noch bei Toten ein Toter“ (Z. 850ff).

Antigone kann nur sehr schwer mit dem Fluch ihrer Familie leben und fühlt sich für etwas bestraft, was sie selbst nicht verschuldet hat.

„Vaters Unheil und unser aller los, der berühmten Labdakiden.“ (Z.860ff)

Doch am schlimmsten trifft es sie, dass sie anscheinend nur geboren wurde, um ihren Bruder zu begraben und dann zu sterben. „Und nun, da ich auch dir, mein Polyneikes, die letzte Liebe tat, ist das mein Lohn!“ (Z.902,903)

 

 

Aristoteles „Über die Tragödie“

 

 

Gestaltung der Tragödie:

 

·        „Großes wird gestürzt, Niedriges erhöht“: es soll sich nichts aus Zufall entwickeln

·        Die Teile müssen geordnet und von überschaubarer Größe sein

·        Es soll gehandelt und nicht berichtet werde

·        Die Rede soll „gewählt“ sein, jede Form der Rede soll in gesonderten Teilen erscheinen

·        Ziel: „Reinigung von Affekten“ => Katharsis

 

Stefanie D. (Chefredakteurin - 20 Jahre)

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