Deutende Inhaltsangabe

Hans Bender: Felix  (Kurzgeschichte)


 

In der Kurzgeschichte „Felix“ von Hans Bender, die an einem Samstag in den 50er oder 60er Jahren in einer belebten Kleinstadt spielt, erzählt der Autor von einem Nachmittag, den er mit Felix verbringt.

Dabei hebt er deutlich die Eigenschaft von Felix hervor, immer Glück und Erfolg zu haben.

 

Er trifft Felix an besagtem Samstagnachmittag, als dieser aus einem Café kommt. Bereits zu diesem Zeitpunkt wird auf Felix` Erfolg hingewiesen, weil sich zwei Mädchen nach ihm umdrehen. Felix scheint das jedoch gewöhnt zu sein, da er die beiden nicht weiter beachtet, sondern sofort einwilligt, mit dem Erzähler ein Stück mitzugehen.

Es ist sehr voll in der Stadt, was den Gedanken zulassen könnte, dass niemand wirklich eingehend seine Umgebung betrachtet, sondern eher über das Gedränge hinwegsieht. Trotzdem achtet Felix noch auf das Mädchen, das an ihm vorbeigeht.

 

Man gelangt zu der Ansicht, dass Felix auf das Besondere achtet, denn es ist ungewöhnlich, dass dieses Mädchen eine Hose trägt. Außerdem wird beschrieben, dass es „vorbeitrippelt“, was auf Leichtigkeit und Grazie schließen lässt. Daran, dass er sich gut gefällt in seiner Kleidung und sich durch die Lederjacke vielleicht sogar etwas verwegen fühlt, sieht man, dass Felix sehr selbstbewusst ist.

Er passt genau den richtigen Moment ab, um sich nach dem Mädchen umzudrehen und dabei ihren Blick aufzufangen. Das genügt, ihn zu ermutigen, ihr nachzugehen, obwohl er sie nicht kennt. Für ihn ist das eine Herausforderung mit Spaß verbunden, fast ein Spiel, der Erzähler dagegen fühlt sich unwohl (Zeile 29).

 

Als sie das Mädchen im Gewühl aus den Augen verlieren, betont der Erzähler besonders, „dass Felix auch nicht alles glückt“. Es klingt beinahe etwas schadenfroh und erweckt den Eindruck, dass der Erzähler etwas neidisch auf Felix` Erfolg ist. Für ihn scheint Felix jemand zu sein, zu dem er aufschaut, weil er vieles besser kann, aber auch jemand, der immer nur Frauen im Kopf hat.

Das wird auch deutlich, als Felix selbst bei einem scheinbar belanglosen Thema, wie Reisezielen, wieder nur auf weibliche Bekanntschaften und Begleitungen kommt. Während dieses Gesprächs erwähnt Felix Sabine, ein Mädchen, das der Erzähler selber erst vor Kurzem kennengelernt hat und deshalb nicht versteht, woher Felix bereits von ihr weiß.

 

Dadurch wird wieder Felix` Überlegenheit hervorgehoben und auch sowohl Ehrfurcht als auch etwas Missmut des Erzählers, weil diesem diese Überlegenheit immer deutlicher bewusst wird. Ebenso, als Felix anmerken lässt, er wisse, wie man Sabines Eltern dazu bringen könnte, sie mit ihm selber in Urlaub fahren zu lassen.

 

Der Erzähler zeigt wiederum Bewunderung für ihn, da er sich wünscht, auch nur die Hälfte seines Mutes zu haben. Wohl um Felix zu beeindrucken, schlägt er vor, zur Hauptpost zu gehen, um Sabine anzurufen. In dem Moment, als er sein Vorhaben in die Tat umsetzen soll, verlässt ihn sein plötzlicher Mut wieder, doch er schämt sich vor Felix, jetzt einen Rückzieher zu machen. Er ist nervös, ihm fallen immer wieder neue Ausflüchte ein, und er vergisst sogar, den Hörer abzunehmen. Felix dagegen bleibt ganz entspannt und beschließt, für ihn bei Sabine anzurufen, bis sie selbst, und nicht etwa ihre Eltern, am Telefon ist. Felix kommt nicht durcheinander, befolgt alle Schritte in der richtigen Reihenfolge und bleibt gelassen, was der Erzähler als bewundernswert ansieht.

Das erkennt man daran, dass er alle Schritte, die Felix macht, so genau aufzählt und sogar betont, wann die letzte Nummer gewählt wird. Während des Telefongesprächs, das von Sabines Vater angenommen wird, stellt sich heraus, dass der Vater ein alter Freund des Vaters von Felix ist. Dieser versteht es, diesen Vorteil für sich zu nutzen und Sabines Vater für sich zu gewinnen, sodass er schließlich sogar für den nächsten Tag eine Einladung erhält, zu der er den Erzähler mitbringen kann.

Felix gibt sich sehr höflich und bestellt noch Grüße an Sabines Mutter. Nach dem Gespräch berichtet er dem Erzähler, dass Sabine nicht zu Hause ist, die beiden sie aber am nächsten Tag besuchen werden.

 

Der Erzähler muss jedoch ablehnen, weil er zu einer Konfirmationsfeier eingeladen ist. Er geniert sich jedoch, den wirklichen Grund zuzugeben, da Felix augenscheinlich nichts von Familienfeiern hält. Dieser vermutet dann auch sofort eine Verabredung mit einem anderen Mädchen und betitelt den Erzähler als „Schwerenöter“, obwohl das auf ihn selbst viel eher zutrifft.

 

Mit dem Mut der Verzweiflung bestätigt der Erzähler diese Vermutung, woraufhin Felix anerkennend bemerkt, das habe er ihm nicht zugetraut. Nachdem sie noch einmal zusammen die Straße hinuntergegangen sind, verabschieden sie sich und Felix verspricht, Sabine Grüße auszurichten. Dann geht er allein zurück und lässt den Erzähler fast stehen wie einen begossenen Pudel.

Er fühlt sich wahrscheinlich etwas ausgenutzt und ungerecht behandelt, da er ja eigentlich Hilfe von Felix wollte, dieser aber jetzt stattdessen Sabine trifft.

 

Für den Erzähler ist es eine Ungerechtigkeit, da Felix so viele Mädchen kennt und haben kann, er dagegen aber nur Sabine hatte, die nun höchstwahrscheinlich auch auf Felix` Art anspringen wird, genau wie ihr Vater.

Das weiß man aber nicht genau, da, wie bei jeder Kurzgeschichte, das Ende offen ist.

 

Auch die anderen Kriterien einer Kurzgeschichte werden vom Autor Hans Bender berücksichtigt: Ein unvermittelter Anfang und Typisierungen; abgesehen von Felix, der Hauptfigur, wird keine der Personen näher beschrieben. Hinzu kommt der sprechende Name „Felix“, der soviel wie „Glück“ oder „Erfolg“ bedeutet und damit bereits  charakterisierend auf den Leser wirkt.

 

Ich denke, Hans Bender will mit seiner Geschichte zeigen, wie unterschiedlich Menschen empfinden können und wie verschieden ihre Ansichten über Freundschaft und Liebe sein können. Für Felix ist alles nur ein Spiel, er kostet es aus, beliebt bei den Mädchen zu sein, und wetteifert mit anderen um ihre Gunst. Es bedeutet ihm nichts, Sabine zu treffen, sie ist nur eine unter Vielen. Der Erzähler dagegen ist eher nachdenklich, schüchtern und ruhig, es bedeutet ihm etwas, ein Mädchen kennenzulernen und eine Beziehung aufzubauen. Für ihn ist es vermutlich schlimm, sich vorzustellen, dass Felix auch Sabine wie ein Spielzeug benutzt, da sie ihm selbst viel bedeutet.

  

Sandra E. (15 Jahre)

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