Frauen in Chefpositionen – was können sie besser?


 

 

Deutschland hat eine Bundeskanzlerin und auch in anderen Ländern kommen immer mehr Frauen ganz oben an und dies nicht ohne Grund: Frauen sind meist die erfolgreicheren Chefs, doch was machen sie anders und wird es vielleicht bald eine amerikanische Präsidentin geben?

 

Michaela B. ist Vizepräsidentin beim Siemens-Konzern und ist der Meinung, dass Weinen z.B. nichts in einer Firma verloren hat, egal ob von einer Frau oder einem Mann, außer wenn man bei einem Abschied weint. Dies kam Michaela auch schon vor und zurzeit besetzt sie schon ihre sechste Führungsaufgabe bei Siemens. Michaela B. arbeitet 60-70 Stunden in der Woche, macht zahlreiche Geschäftsreisen und auch ihr Mann ist Manager. Manche verstehen nicht, wie man sich so etwas antun kann und andere bewundern sie. Michaelas Antwort ist dass sie es will und diesen Willen erwartet sie auch von ihren Mitarbeitern. Ihre Arbeit führt sie sehr zielstrebig und diszipliniert durch. Die meisten mögen ihren Stil, aber es gibt immer Neider und oft auch Männer.

 

Solche Beispiele wie Michaela B. zeigen, dass die Männer sich auf etwas gefasst machen müssen. Die deutsche Bundeskanzlerin ist der Anfang, aber auch sind die weiblichen Manager in Großunternehmen sind mehr als doppelt so stark vertreten, wie vor 10 Jahren. Obwohl sich viele Männer vor Frauen in Führungspositionen ängstigen, sind diese sehr gut für die Firma. Eine Zehn-Jahres-Studie des dänischen Sozialministeriums ergab, dass Unternehmen die von Frauen geleitet werden, rentabler sind.

 

Der Führungsstil der Männer wird durch schnelle Entscheidungen, Rumbrüllen und oft durch Affären mit der Sekretärin geprägt, doch dies wird wohl bald der Steinzeit angehören. Frauen hingegen verschwenden keine Zeit, sind geduldiger, suchen Lösungen und möchten Konfrontationen weitgehend vermeiden. Umfragen zeigen, dass Mitarbeiter von Frauen motiviert werden und leichter arbeiten als durch das Brüllen und Befehlen des männlichen Chefs. Die Stärken der Frau sind ihre Entscheidungen, die mit sehr viel Feingefühl getroffen werden. Außerdem erkennen sie sehr leicht die Talente der Mitarbeiter und die Schwächen der Gegner.

 

Dies heißt natürlich nicht, dass es nur schlechte Chefs und gute Chefinnen gibt. Es ist nur so, dass die schlechten Chefinnen seltener sind und das liegt daran, dass sie mit viel Kraft und Engagement gegen Vorurteile ankämpfen müssen, und daher setzen sich nur die Besten durch.

 

In viele Konzernen gibt es nun Trainer, die versuchen ihren Leuten Eigenschaften beizubringen, die die Frauen meist schon von Natur aus haben: Teamfähigkeit, Einfühlungsvermögen, und Motivationsstärke. Bei manchen entwickeln sich diese Ideen sehr positiv, doch leider nicht bei jedem. In vielen Unternehmen machen die Chefs einige Fehler. Sie enthalten Informationen vor, halten die Mitarbeiter klein, behandeln sie ungleich und geben sich nicht genug Mühe Konflikte zu lösen.

 

Isolde Faller z.B. leitet die Stabsstelle Sozialplanung beim Sozialamt Stuttgart und in ihrem Job, der nicht immer leicht ist, muss sie die Geldströme einer Großstadt halten. Die gemeinsam getroffenen Entscheidungen muss sie auch nach außen hin vertreten, doch leider fallen die Männer ihr in den Konferenzen ins Wort oder lassen sie gar nicht reden. Dagegen kämpft Faller mit definierter Motivation an und wenn es sein muss, fällt sie den Männern auch mal ins Wort. Oft ist ihr jedoch auch zum Weinen zu Mute. 

 

In einer ähnlichen Situation ist auch Beate Weber, die seit 16 Jahren Oberbürgermeisterin von Heidelberg ist. Durch harte Arbeit hat sie es geschafft die einst verschuldete Stadt Neckar zu einer der erfolgreichsten Kommunen in BW zumachen. Diese Leistung wird ihr jedoch leider nicht besonders hoch angerechnet und auch Briefe wie „Sie sind doch nur eine Frau“ bauen sie natürlich nicht auf. Aber eigentlich sind sie unwichtig und Beate W. nutzt ihre Chefposition um auch Politik für Frauen zu machen. Weber kann Ungerechtigkeiten nicht leiden und daher mussten die Männer sich bei ihr auch an einiges gewöhnen. Um akzeptiert zu werden benutzt sie oft ihre Kenntnisse in Psychologie und Pädagogik. Auch ihre natürliche Autorität hilft ihr sich gegen die Männer, die während Konferenzen nur Männer zitieren, sich immer wiederholen und Ideen anderer als ihre eigenen verkaufen, durchzusetzen.

 

Trotz Frauen, die sich große Mühe geben ihre Position gut zu vertreten, ist der Anteil der Frauen in sehr hohen Positionen mehr als gering, und das auch im Ausland. Nur in Norwegen gibt es eine gesetzliche Vorgabe, dass Frauen 40% Machtanteil vertreten sollen.

 

 Nun stellt sich die Frage wer Schuld an der ungerechten Machaufteilung ist. Erst einmal die Vorgesetzen, die den Frauen nicht genug zutrauen (wollen). Außerdem wird es immer noch als selbstverständlich angesehen, dass die Frauen den Haushalt und die Erziehung größtenteils alleine zu erledigen haben. Männer haben nur den Gedanken selbst Karriere zu machen und nehmen daher keine Rücksicht auf die Frauen. Leider gibt es für Frauen auch recht wenige Vorbilder.

 

Manche Studien meinen jedoch, dass es zwischen Männern und Frauen keine prägenden Unterschiede gibt, sonders dass Führungsstile nur anders interpretiert werden, so wird männliche Zielstrebigkeit bei Frauen als Hysterie angesehen.

 

Andrea Jentges-Müller ist Chefin von 11 männlichen Vermögensberatern und ist der Meinung, dass man auf der Arbeit der gleiche Mensch wie zu Hause sein soll. Nach der Arbeit gibt sie unter anderem Chefschulungen und ihre Empfehlung ist ganz einfach menschlich zu bleiben. So gelingt es ihr erfolgreich zu arbeiten und das liegt sicher auch an ihrem Fingerspitzengefühl.

 

Andrea Aulkemeyer ist die erste Frau, die in den Vorstand der Rhön-Klinikum AG aufgestiegen ist und ihre Kollegen waren erst einmal verwundert über ihren offenen und diplomatischen Stil, den sie von männlichen Vorgängern nicht gewohnt waren. Auch sie wurde nicht von jedem gleich akzeptiert, und ein Mitarbeiter, der fest mit ihrem Platz gerechnet hat, kündigte sogar.

 

Die immer höher werdende Erfolgsrate der Frauen ist organisch bedingt. Ihr Gehirn ist leichter, doch besser verschaltet. Die Verbindung zwischen den beiden Gehirnhälften der Frauen ist stärker als bei den Männern und dies bedingt die bessere kommunikative Kompetenz der Frauen. Dies ist heutzutage die wichtigste Eigenschaft, die ein Chef haben muss um erfolgreich zu sein.

 

Carolin Nordmeyer ist Dirigentin und zweite Kappellmeisterin des Bielefelder Theaters. Sie befielt sozusagen Männern, die oft doppelt so alt sind wie sie, wie sie zu spielen haben. Sie denkt, dass das Chefsein Gefühlssache ist, da weder das lange Diskutieren noch Tyrannisieren weiterhilft.

 

Dennoch sollten sich die Männer keine Sorgen machen, da die meisten gut mit einer Chefin zurecht kommen. Da es schwer für Frauen ist an eine Führungsposition zu kommen gibt es öfters Probleme untereinander. Um erfolgreicher zu werden sollten die Frauen versuchen ihre größte Macke, von allem geliebt werden zu wollen, loszuwerden.

 

Quelle:

Stern NR.26 22.06.2006

 

Fotos:

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 Joanne C. (Lu - 17 Jahre)

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