„Wenn du Frieden willst, so rüste zum Krieg“

  

Krieg. Seit Jahrhunderten ist er der ständige Begleiter der Menschheit und wie es aussieht, werden die Staatsoberhäupter mit der Zeit auch nicht weiser. Oft werden blutige Kriege, deren Opfer vor allem unschuldige Zivilisten sind unter einem Vorwand geführt: Frieden. Es ist ein absurder Widerspruch in sich, doch leider die traurige Wahrheit. In den vielen Regionen und Ländern der Welt, in denen derzeit gewaltsame Unruhen und Bürgerkriege vor sich gehen, gewinnt der Satz „Wenn du Frieden willst, so rüste zum Krieg“ immer mehr an Bedeutung.

 

Wieso werden eigentlich so viele Kriege begonnen? Warum kann man nicht einfach friedlich verhandeln, warum müssen erst so viele Menschen sterben? Fragen, die wir uns sicher alle schon gestellt haben, wenn zum x-ten Mal eine Schreckensmeldung von Anschlägen, Überfällen oder – wie zur Zeit ganz aktuell – grausamen Folterungen durch die Nachrichten geht. Es liegt vielleicht vielen Menschen in der Natur eher zu kämpfen als zu verhandeln. In frühester Zeit galt es, Familie, Hab und Gut zu verteidigen – wie die Tiere das eigene Revier schützen und seine Macht behaupten. Oder man war auf der Suche nach einem neuen Heim, einem Platz zur Gründung neuer Siedlungen. Wie sich diese fast schon natürlichen Instinkte weiterentwickelten, kennt jeder, der geschichtlich auf Zack ist: So gut wie jede große Nation errang ihre Macht durch zahllose Kriege, teils gegen angrenzende Länder zur Vergrößerung ihres Reiches, teils gegen das eigene Volk um Respekt und Furcht einzuflößen. Nebenbei führten Unruhen zwischen den verschiedenen Bürgerständen zu Bürgerkriegen, die in vielen Fällen sicher noch grausamer und opferreicher waren als jene, die von staatlichen Militärs geschlagen wurden. Bis zum heutigen Tag musste so gut wie jede Generation mindestens einen Krieg mit verfolgen. Und wie es aussieht, gehen die Kriege weiter, jedoch in teilweise anderen Formen. Während sich früher mehrere Reiche bekämpften um einander um dieses oder jenes Stückchen Land (oder gleich das gesamte gegnerische Herrschaftsgebiet) zu bringen, geht es heute vor allem um die Vormachtsstellung in der Weltwirtschaft. So war es im Golfkrieg in den Neunzigern, so ist es im Irakkrieg, der immer noch andauert, auch wenn er offiziell bereits zu Ende ist.

 

Heutzutage betreiben ja einige Staaten das Einfallen in fremde Länder, den Eingriff in deren Politik und Wirtschaft und die Belagerung wichtiger nationaler Standpunkte unter dem Vorwand Krieg gegen Terror zu führen. Dieser scheinheilige Ausdruck für das Umtreiben amerikanischer Soldaten in arabischen Ländern entpuppt sich immer als Synonym für eine Ölkrieg, denn darauf ist der amerikanische Präsident George W. Bush allem Anschein nach wirklich aus: auf das wertvoll „schwarze Gold“, das in den USA langsam zur Neige geht. Es ist meiner Meinung nach eine bodenlose Frechheit, den Frieden und Kampf gegen den Terror als Vor­wand zu benutzen um Saddam Hussein zu stürzen und somit Macht zu erlangen über die Ölreserven im Golfgebiet. Terror kann nicht durch Krieg bekämpft werden, um die Terror­aktionen zu stoppen muss die Wurzel des Problems behandelt werden: Die Armut und Ausbeutung unterprivilegierter Länder. Denn Terror ist der Krieg der Armen, während der Krieg der Terror der Reichen ist.

Es gibt in der heutigen Zeit unzählige Konfliktherde und Krisenzonen, gebeutelt durch Bürgerkriege und Ausbeutung. Zu diesen Ländern zählen: Afghanistan, Algerien, Haiti, Indone­sien, Israel, Kolumbien, Kongo, Korea, Nordirland, Ruanda, Somalia, Sudan, Türkei, Uganda und Zypern. Bei einer so großen Anzahl von kriegserschütterten Ländern stellt man sich doch die Frage: Sind Kriege unvermeidbar? In seiner Neujahrsansprache antwortete Papst Johannes Paul II. folgendermaßen: „Krieg ist nie unvermeidlich, sondern immer eine Niederlage der Menschheit!“ Aber es ist sehr schwierig, eine generelle Antwort zu finden, kommt es doch auf die Einstellung und Betrachtungsweise des Einzelnen an. Ich glaube, dass nur durch ein radikales Umdenken der Gesellschaft die Möglichkeit bestünde, Gewalt einzudämmen. Doch dass sich Kriege jemals vollkommen vermeiden lassen, halte ich für unwahrscheinlich, wurde doch unsere Geschichte durch große Feldzüge geprägt und sie wird auch noch in Zukunft weiterhin mit vielen Auseinandersetzungen gespickt sein. Denn da mittlerweile derart viele Unternehmen (Munitionshersteller, Flugzeugsfabrikanten, aber auch indirekt Metallfirmen und Treibstoffgiganten) vom Krieg abhängig sind, wird es zwangsweise zu weiteren militärischen Aktionen kommen. Besonders verschlagen sind die Waffenschmieden Amerikas: Durch großzügige Wahlkampfspenden (sie werden auf rund 90 Millionen Dollar geschätzt) werden Senatoren und Abgeordnete zu ihren Gunsten beeinflusst. Es sind wirksame Strategien, durch die die Unternehmen für sich werben und somit die Arbeitsplätze über so viele Wahlkreise wie möglich verteilen wollen. Und: Jedes neue Waffensystem bringt neue Jobs und jeder neue Job nützt einem Politiker bei der nächsten Wahl. Es ist also kein Wunder, dass viele große Staaten sehr erpicht sind auf Aufrüstung und mit krassen Rüstungsausgaben (Spi­tzenreiter sind die USA mit rund 379 Mrd. USD pro Jahr) die Inhaber großer Unternehmen reich machen. Die Firma Boeing, weltweit bekannt durch ihre Passagierflugzeuge, erzielt mittlerweile die Hälfte ihres Umsatzes durch Produktion von Bombern, Kampfflugzeugen, Apache-Hubschraubern, Rüstungselektronik, Satelliten und Präzisionsbomben.

Dadurch ausgelöste soziale Probleme, die mit Bruchteilen dieser immensen Beträge in den Griff zu bekommen wären, scheinen niemanden zu interessieren. Kaum einer denkt daran, dass genau diese sozialen Missstände die Auslöser jenes Terrorismus sind, den so viele Staaten zu bekämpfen versuchen.

 

Zahlreiche Friedensbewegungen haben sich im Laufe der Jahre zusammengeschlossen und appellieren an die friedliche Lösung außenpolitischer Probleme. Ein großer Verband ist Pax Christi International, dessen Mitarbeiter in vielen Ländern stationiert sind. In einer Stellungnahme des PCÖ (Pax Christi Österreich) wird in sechs Punkten über eine aktive Friedenspolitik gesprochen. Erstens soll das Militär ausschließlich zur eigenen Verteidigung und für UNO-Friedenseinsätze dienen und niemals als Mittel zur Durchsetzung wirtschaftlicher und geopolitischer Interessen missbraucht werden. Zweitens soll der Terror – wie bereits angesprochen – an seiner Wurzel bekämpft werden, indem den Ungerechtigkeiten der Welt entgegengearbeitet werden. Drittens müssen unbedingt das Völkerrecht und die UN-Charta beachtet werden. Viertens soll der Konsum von Luxusgütern eingeschränkt werden und die Politik nicht durch ökonomische Maßstäbe bestimmt werden. Fünftens soll die EU-Verfassung unter Beachtung friedenspolitischer Gesichtspunkte neu überarbeitet werden. Das bedeutet, dass wichtige Themen wie Abrüstung und Entwicklungspolitik stärker berücksichtigt werden sollen. Und sechstens soll schließlich ein Friedensvolksbegehren die Bevölkerung dazu aufrufen, aktiv für ein friedliches Europa zu agieren. Nur durch tatkräftige Unterstützung der EU-Bürger kann erreicht werden, wonach wir alle streben: Frieden.

 

Kriege haben die Menschen schon immer fasziniert, denn Kriege zeugen von der Macht, die wir alle gerne besäßen. Ich gebe zu, auch ich finde es spannender über dieses Thema zu recherchieren und zu schreiben als über zum Beispiel die Stundenkürzungen in Österreich. Doch vor allem widert mich der westliche Imperialismus an, der so viel Leid erwirkt und so vielen Menschen das Leben kostet („Krieg bedeutet immer, dass alte Männer reden während junge Männer sterben.“). Es ist wichtig zu verstehen, was hinter dem patriotischen Getue der staatlichen Militärs steckt und welchen Intentionen die Staatsoberhäupter folgen. Nur so kann man die oft so grausame Welt, in der wir leben, verstehen.

 

Isabel A. (A - 17 Jahre)

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